Hafenalarm

Kein Containerterminal im Düsseldorfer Süden

Überblick

Im jetzigen „Reisholzer Hafen“, der die Stadteile Benrath-Itter sowie Himmelgeist verbindet und nicht, wie oft angenommen, in Reisholz liegt, soll zusätzlich eine moderne Hafenanlage für den Containerumschlag mit Hafenterminal und Containerbahnhof entstehen. Die dafür geplante Fläche ist für einen stark ansteigenden Bedarf an Containern ausgerichtet. 



Machbarkeitsstudie

Diese wird, soll soweit uns bekannt, die Firma PLANCO Consulting GmbH, Essen, erstellen. Sie hat in erster Stufe die Bedarfsanalyse, mit dem bekannten Ergebnis,verfasst.

In zweiter Stufe soll PLANCO jetzt die Errichtung des Leuchtturmprojekts Containerhafen, gegen die Belange des Naturschutzes und der Anwohner festschreiben. Das Honorar dafür: ca. 1 Mio. EuroDer von den Politikern bisher gehörte Ausspruch „Warten wir er erst einmal die Machbarkeitsstudie ab“ gaukelt eine tatsächlich nicht existierende Ergebnisoffenheit vor.Wir beteiligen uns nicht an der Machbarkeitsstudie und lehnen die Erstellung ab, da sie nicht alle anstehenden Fragen beantwortet und das Ergebnis schon feststeht.Sie stellt etwas als machbar dar, das nicht machbar ist.
Wir wollen ferner wissen:


  • Wer beauftragt und bezahlt die PLANCO Consulting GmbH?

  • Ist die Stadtverwaltung in die Gutachtenerstellung eingebunden und kontrolliert sie Zwischenergebnisse?
  • 
Eine Nutzung des Hafengeländes als Containerumschlagplatz 
verbietet sich aus folgenden Gründen:
  • Unzumutbare Lärm- , Verkehrs- und Umweltbelastungen für den Düsseldorfer-Süden
  • Nichtbeachtung von Umweltaspekten
  • Schaffung einer viel zu geringen Anzahl von Arbeitsplätzen im Vergleich zur Nutzung für die Ansiedlung von Gewerbe und Industrie

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Lärmbelastung









Die Lärmbelastung durch einen Containerterminal und Containerbahnhof wird in einem Umkreis von 1.800 m unzumutbar sein.
 Dies belegt eine Studie des „Medizinischen Instituts für Umwelthygiene“ der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, damals erstellt, für den Unterbacher See.


  • Die unzumutbaren Betriebsgeräusche wären 24 Stunden, an sieben Tagen die Woche, in ganz Himmelgeist, Itter, in großen Teilen von Holthausen, Wersten, Benrath bis in den Schlosspark und in den angrenzenden Naturschutzgebiete, auch linksrheinisch zu hören.
  • Die für einen Nachtbetrieb notwendigen Flutlichtanlagen wären in einem noch größeren Raum deutlich sichtbar.

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Verkehrsbelastung

Laut Bedarfsanalyse soll es am Reisholzer Hafen im Jahre 2030 ein Containerumschlag von 300.000 Stück pro Jahr geben. Sollten davon nur 50% auf LKWs verbracht werden, macht das mit Hin- und Rückfahrt über 1.400 zusätzliche LKW – Bewegungen am Tag. Die vorhandenen Straßenverkehrswege sind heute schon überlastet.
Mit mehr Staus und damit verbundenen Luft- und Lärmbelastung ist bei einer noch stärkeren Nutzung zu rechnen.
Ein Ausbau der Straßeninfrastruktur (z.B. sechsspurige Münchner Straße, neue Anschluss-Straßen) bedeuten Flächenraub und hohe öffentliche Kosten.


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Umweltbelastung









Unter Stickstoffoxiden in der Luft leiden die Menschen in den Städten. Hohe Stickstoffoxidwerte können krank machen, chronische Erkrankungen, Atemwegserkrankungen u.a. auslösen und stellen insgesamt eine große Umweltbelastung dar (Smoggefahr). Schadstoffmessungen des Landesumweltamtes für NRW zeigen, dass die größte Belastung durch Stickoxide vom Rhein aus geht, sie entlang des Rheins sogar stärker ist, als in den Ballungsgebieten und entlang der Autobahnen. Messungen des Umweltbundesamtes ergaben das pro Tonne und Kilometer der Lkw 0,25 Gramm Stickstoffoxid, das Schiff aber 0,39 Gramm Stickstoffoxid in die Luft bläst.
 

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Nationaler Naturschutz









Der Himmelgeister Rheinbogen, der Zonser Grind und die Urdenbacher Kämpe sind deutsches Naturschutzgebiet.Dieses zusammenhängende Gebiet wird von der Stadt Düsseldorf als eines der wert-vollsten und naturbelassensten Naherholungsgebiete der Stadt bezeichnet und beworben.Die Auenbereiche entlang des Rheins dienen dem Hochwasserschutz der Stadt. Das gesamte Gebiet ist aktuell in der Klimaanalyse der Stadt Düsseldorf als drittes wichtiges Frischlufteinzugsgebiet für den bebauten Innenstadtbereich ernannt worden.

Internationaler Naturschutz


Die Stadt Düsseldorf, das Land NRW, der Bund und EU tragen weitreichende Verantwortung für das betroffene Gebiet:


  • Bundesnaturschutzgesetz
  • Natura 2000-Gebiet / FFH-GebietDie Rheinaue im Düsseldorfer Süden ist eingestuft in die Gruppe der wertvollsten Naturräume international.
Der Uedesheimer Rheinbogen, der Zonser Grind und die Urdenbacher Kämpe sowie der gesamte Rheinuferbereich bis etwa zur Flussmitte sind im Rahmen des Gebietsnetzes „Natura 2000“ unter der Bezeichnung Flora-Fauna-Habitat (FFH) - Gebiet als wesentliches Schutzgebiet Europas ausgewiesen, das heißt unter internationalen Naturschutz gestellt.
Es handelt sich bei dem Gebiet um die letzten seltenen wertvollen und artenreichen Rheinauen am Niederrhein, den sensibelsten Landschaften NRWs mit noch vollständigen Ökosystemen. Natura 2000-Gebiete sind eingerichtet worden um gefährdete wildlebende Pflanzen und Tierarten und ihre natürlichen Lebensräume länderübergreifend und unabhängig von finanziellen Interessen streng zu schützen. Der geplante Einsatz von Binnenschiffen der Jowi – Klasse (135 m lang und 17,5 m breit) ist mit entsprechenden Wendemanövern verbunden, die den allgemeinen Schiffverkehr behindern und ausgewiesene Naturschutzflächen zerstören werden, da die Containerschiffe in die 100 m- Schutzzone fahren. 

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Arbeitsplatzentwicklung









Das Hauptargument der Befürworter ist die Schaffung von Arbeitsplätzen. Die Bedarfsanalyse zeigt im Gegensatz dazu jedoch einen vollautomatisierten Hafen, in dem kaum Menschen arbeiten werden.Überträgt man die Aussage des Industriekreises „..nimmt man das 22 ha große Gebiet, so werden im zweistelligen Bereich Arbeitsplätze geschaffen“entfallen runter gerechnet auf 1 ha Fläche 4,5 Arbeitsplätze (99 AP/22 ha).


Beispielrechung anhand von Firmenansiedlungen in unmittelbarer Nähe des Reisholzer Hafens:
Rollon GmbH, 70 Arbeitsplätze, ca. 2.900 qm²

Behrens & Schuleit GmbH, 75 Arbeitsplätze, ca. 2.200 qm²   

Warema Renkhoff SE, 35 Arbeitsplätze, ca. 1.000 qm²

Summe: 180 Arbeitsplätze,
ca. 6.100 qm² 
hochgerechnet auf 1 ha wären dies = 295 Arbeitsplätze


Fakt:

Durch eine Nutzung als Industrieansiedlungsfläche würden 66 mal so viele Arbeitsplätze entstehen.

Fazit:

Wir fordern die Politiker aller Parteien auf:

  • ihre politische Verantwortung gegenüber den Bürgern der Stadt wahrzunehmen,
  • aktiv den gefährdeten Naturraum, die einzigartigen Kulturgüter und die Lebensqualität zu schützen bzw. zu erhalten,
  • für einen reibungslosen Auto- und Fahrradverkehr zu sorgen,
  • das Gebiet für die Schaffung von möglichst vielen Arbeitsplätzen zu nutzen sowie
  • eine sozialverträgliche Lösung zu finden.
  • Wir sind betroffene Bürger und sind aufgrund der vorangegangenen Ausführungen gegen den geplanten Containerterminal im Reisholzer Hafen. 
  • Wir haben allein in den ersten paar Wochen über 1.800 Unterschriften von Anliegern und Erholungssuchenden erhalten, die sich deutlich gegen diese Planung ausgesprochen haben.
  • Wir werden in letzter Konsequenz juristische Schritte beschreiten, um das Genehmigungsverfahren zu verhindern, da es auf keinen Fall zur Umsetzung dieser Planung kommen darf.

Hintergründe

Das Verkehrs»gutachten«

Das von Neuss-Düsseldorf-Häfen bei der IVV Aachen 2013 in Auftrag gegeben Verkehrsgutachten ist nach langjährigen Änderungen ("Validierung durch die Fachämter in Düsseldorf") nun heraus. Es basiert, so steht es schon in der Einleitung, auf der "Bedarfsanalyse" der Firma Planco von 2012, die unbelegte Zahlen über den Bedarf an Containertransporten der lokalen Industrie darstellt.Das Verkehrsgutachten selbst kommt zu dem Ergebnis, dass die Verkehrsinfrastruktur des Düsseldorfer Südens die durch einen Containerterminal entstehende Verkehrsbelastung aufnehmen könne. Dabei wurden veraltete Zahlen zugrunde gelegt (2008, 2009 und 2012), eigene Zählungen gab es nur an der Oerschbachstr. und Paul Thomas Straße (Mai 2014). Im Gewerbegebiet SEGRO-Park an der Bonnerstraße entsteht gerade ein DHL-Verteilzentrums. Der hier verursachte Verkehr ist im Gutachten der IVV nicht berücksichtigt.Die gesamte Kreuzung Niederheid/Bonnerstraße, mit Straßenbahn, Güterzugkreuzung und Abzweigungen zur Münchnerstraße wird in ihrer Komplexität in der vorliegenden Fassung des Gutachtens überhaupt nicht untersucht!

Die Container-Güterzüge sollen "nach Angabe des Auftraggebers" die Bonnerstraße in "max. 3 Minuten" queren. Laut NDH fahren die Züge im Schritttempo (1m/sec). Ein 350 m langer Zug braucht dann zur Querung der ca. 50 m breiten Straße 400 sec. = 6 Minuten und 40 Sekunden. Bei den erwarteten 40 Zugbewegungen am Tag ist die Kreuzung in 24 Stunden knapp 4 Stunden dicht! An dieser Stelle gibt es jetzt schon enorme Lärmbelästigung für die Anwohner, die TA Lärm sowie Untersuchungen der Luftverschmutzung durch die neue Verkehrsbelastung kommt im Gutachten überhaupt nicht vor.Der Rheinradweg muss am Trippelsberg "harmonisiert werden", d.h. er wird am Schwerverkehr entlang geführt und muss 2 Ampelkreuzungen queren- man hat ihn geopfert! Fußgängerbewegungen, wie etwa die Besucher des Jobcenters und des Fitnesscenters an der Reisholzer Werftstraße - ignoriert!

1400 LKW täglich, schon in der ersten Ausbaustufe, werden den Verkehr im Düsseldorfer Süden belasten. Die 2. Ausbaustufe wird dringend empfohlen und vom Bundesverkehrswegeplan und dem Regionalplan vorbereitet. Die nun vom Stadtplanungsamt vorgelegten Entwürfe zur Planfeststellung bereiten ebenfalls die größtmögliche Lösung vor. Das "Gutachten" ist ein Privatgutachten mit dem vom Auftraggeber gewünschten Ergebnis. Es ist zeitlich überholt und inhaltlich fehlerhaft.

Der Bundesverkehrsminister hat gerade seinen Entwurf des Bundesverkehrswegeplans vorgelegt. Darin will er eine Vertiefung des Rheins zwischen Duisburg und Hafen Reisholz, exakt bis Stromkilometer 722,5 durchsetzen. Um 30 cm soll der Rhein auf 2.70 m tiefer werden. Die Gefährdung unserer Naturschutzgebiete beschreibt er im Planentwurf in gestelzter Amtssprache wie folgt:"Bei Stürzelberg wird der strukturreiche, rezent überfluteter grünlandominerter Rheinauenkomplex des FFH-Gebietes "Urdenbach - Kirberger Loch - Zonser Grind" randlich beansprucht, so dass erhebliche Beeinträchtigungen der naturnah strukturierten Weidenufergebüsche und Silberweidenauwaldreste mit Sand- und Kiesbänken ebenfalls nicht ausgeschlossen werden können. Bei Stürzelberg liegen die Baggerflächen teilweise innerhalb des NSG "Himmelgeister Rheinbogen". Aber: "Relevante Beeinträchtigungen sind hierdurch nicht zu erwarten."

www.bvwp-projekte.de/wasserstrasse/w27/w27.html

Hafenalarm hat Einsprüche dagegen dem Bundesverkehrsminister bereits zugeschickt gerade auch wegen der Verletzung der Europa Wasserrahmenrichtlinie.

Widerspruch

Entsetzt ist Hafenalarm auch über den krassen Widerspruch zwischen den Beteuerungen der Ampelkoalition auf Stadtebene und den Forderungen des Landesverkehrsministers:Die Ampelkoalition will Hafen Reisholz „nur für den Bedarf der örtlichen Industrie keinüberregionaler HUB“ ausbauen; Minister Groschek will in seinem am 11.4. vorgestellten Hafenkonzept Hafen Reisholz „zu einer modernen Logistikdrehscheibe“ mit„angestrebter Beteiligung durch die Seehäfen Rotterdam und Antwerpen“, also zum Containerterminal entwickeln, -“Entwicklungspotentiale ergeben sich insbesondere im Containerverkehr.“ (S. 86,87 Wasserstraßen-, Hafen- und Logistikkonzept NRW).