10 Fragen und 10 Antworten
Der Industriekreis Düsseldorf, die Stadt Düsseldorf, die Neuss-Düsseldorfer-Hafengesellschaft wollen zwischen Benrath und Itter im Hafengebiet Reisholz einen Containerterminal bauen. Wir sind dagegen.
An den Informationsständen und bei der Sammlung von Unterschriften gegen den Containerterminal hören wir immer wieder Fragen, die die Bürger bewegen.
Hier die 10 wichtigsten Fragen und die Antworten
der Bürgerinitiative Hafenalarm:
1. Das Hafengebiet ist doch Industriegebiet - wieso soll da Naturschutz eine Rolle spielen?
Der Ende des 19. Jahrhunderts gegründete Industriehafen liegt im südlichsten Zipfel von Holthausen gegenüber der engsten Rheinschleife Zons-Stürzelberger Grind. Der Zons-Stürzelberger Grind ist nur durch die Rheinbreite von ca. 280 m vom jetzt geplanten Containerterminal entfernt. Er ist ein europäisches Schutzgebiet (FFH-Natura 2000). Bis zum Abstand von 300 Metern gilt jede Industrieanlage als Gefährdung. Der Rhein selbst ist vom Grindufer ca. 100 m bis zur Hauptfahrrinne im Strom ebenfalls europäisches Schutzgebiet, da sich hier seltene Flora und Fischlaichzonen im seichten Grindufer befinden.
Nordwestlich vom geplanten Containerterminal befinden sich die Orte Itter, Himmelgeist mit dem Himmelgeister Rheinbogen (Jücht), der ebenfalls unter Naturschutz steht. Auch der UedesheimerRheinbogen ist ein FFH-Natura 2000 Gebiet, genauso wie die in südöstlicher Richtung liegende Urdenbacher Kämpe. In Sichtweite des geplanten Containerterminals liegt der Südwestrand des Schlossparks Benrath. Die Auenlandschaft des Rheins stellt für uns ein zusammenhängendes Naturschutzgebiet dar, das es unbedingt zu erhalten gilt.
Die von der Landesregierung geplante Rheinvertiefung von ca. 40 cm bis Köln oder Bonn würde den Grundwasserspiegel senken, Flora und Fauna der Auenlandschaft gefährden (z.B. die hohen Buchen des Benrather Schlossparks) und die im Augenblick laufende Altrheinrenaturierung zunichte machen (ca. 900.000 € europäische Unterstützung fließen dann in der Rheinvertiefung ab).
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2. Die Bürgerinitiative redet immer von Umweltbelastung, aber ist nicht der Transport auf dem Rhein umweltfreundlicher als auf den Autobahnen?
Binnenschiffe fahren zwar im Gegensatz zu See- und Kreuzfahrtschiffen nicht mit Schweröl, sondern mit Schiffsdiesel. In der Energiebilanz haben sie gegenüber dem LKW wegen der größeren möglichen Transportmenge einen Vorteil, der durch den Nachteil der höheren Luftschadstoffe -Stickstoffoxide- wieder aufgehoben wird. Der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) und das Bundesumweltamt (UBA) stellten für 2014 für die Binnenschiffe 26% mehr Stickoxide und 100% mehr Feinstaub gegenüber gegenüber dem LKW fest.
(Stickoxid LKW 0,344 g/tkm - Binnenschiff 0,433 g/tkm)
(Feinstaub LKW 0,005 g/tkm - Binnenschiff 0,01 g/tkm)
Der Präsident des BGL wörtlich: „Wir können als eine historische Zäsur der Verkehrspolitik festhalten: Der altbekannte Automatismus Verkehrsverlagerung von der Straße aufs Binnenschiff = Umweltschutz gilt nicht mehr.“
Die Stickstoffoxide, die bei hohen Verbrennungstemperaturen mit Sauerstoffüberschuss entstehen, greifen beim Menschen die Schleimhäute der Atemwege an und verursachen Bronchialkatarrh, Pseudokrupp und Anfälligkeit für Atemwegsinfektionen. Bei Sonneneinstrahlung verursachen sie zusammen mit organischen Bestandteilen von Abgasen in einer fotochemischen Reaktion Smog. Bereits jetzt haben Messungen im Rheintal ergeben, dass die Stickstoffoxidbelastung höher ist als im übrigen Land.
Durch den Containerterminal selbst würde die Frischluftschneise, die die angrenzenden dichtbebauten Düsseldorfer Gebiete mit kühler und guter Luft versorgt, stört. Deshalb ist in der Planungshinweiskarte der Stadt Düsseldorf für 2012 gerade für das Gebiet des Himmelgeister Rheinbogens festgestellt, daß eine weitere Bebauung oder Versiegelung sowohl die Kaltluftbildungwie auch die Luftströmung verhindert und deshalb zu vermeiden ist.
Anwohnerstörung?
Die Anwohner von Itter und Himmelgeist in nordwestlicher Richtung, aber auch die Bewohnervon Benrath in südöstlicher Richtung hätten mit folgenden Störungen zu rechnen:Lärm vom Containerterminalbetrieb im Umkreis von 1.800 Metern,
- Beleuchtung des Hafengebietes in den Nachtstunden, Störung der Nacht- Sonn- und
- Feiertagsruhe durch LKW-Verkehr zum Containerterminal und zurück.
- Bei Ausbau des Schienennetzes vom Terminal in die Düsseldorfer Industriegebiete muss die Verkehrsachse vom Süden nach Norden, die Bonner Strasse, gekreuzt und durch Güterzüge von mehreren Hundert Metern Länge zeitweise gesperrt sein.
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4. Würden Benrath, Itter, Holthausen und Himmelgeist auch durch höheren LKW-Verkehr gestört?
Ja. Ein Containerschiff der JOWI-Klasse (17,5 m breit; 136 m lang) kann 500 Container (TEU- 2,5x2,5x6m) transportieren. Laut Bedarfsanalyse soll bis 2030 pro Jahr ein Containerumschlag von 300.00 Stück anfallen. Sollten davon nur die Hälfte auf LKWs verbracht werden, würde das mit Hin- und Rückfahrt über 800 zusätzliche LKW-Fahrten am Tage bedeuten, und das bei den ohnehin schon überlasteten Strassen.
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5. Warum will die Stadt gerade das Hafengebiet am Trippelsberg für einen Containerterminal?
Weil dort schon eine Kaimauer und Schienen und Strassenanbindung vorhanden sind. Diegrossen Containerschiffe können an der Kaimauer ohne Rangieren in engen Becken anlanden, nach der Entladung auch schnell wieder abfahren. Das Gebiet zwischen Rhein, Trippelsberg und Am Wiedfeld ist zudem als Industriegebiet ausgewiesen.
Unsere Einwände: Beim An- und Abfahren der Schiffe würde die Fischruhezone vor dem Grind zerstört, wegen der umliegenden Naturschutzgebiet verweisen wir auf Antwort 1.
Die Kaimauer und das gesamte vorgesehene Terminalgebiet müssten erneuert und bebaut werden. Grosse Flächen des Gebiets- das Schell-Grundstück und das Gebiet der RWE- sind schadstoffbelastet. Das am Himmelgeister Rheinbogen ansteigende Gelände Am Wiedfeld stellt eine etwa 2 Meter hohe Schlackenaufschüttung dar, die die Natur sich mittlerweile zurückerobert hat.
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6. Aber SPD und Gewerkschaften sind doch wegen der Arbeitsplätze für den Terminal? Ist das kein triftiges Argument?
Nein. Der Containerterminal wird computergesteuert betrieben, laut Bedarfsanalyse sollen dort Arbeitsplätze „im 2stelligen Bereich“ entstehen. Das heisst also, dass 10 mindestens und höchstens 99 Arbeitsplätze dort sein werden. Wenn wir von 99 Arbeitsplätzen ausgehen, sind das bei der eigentlichen Terminalfläche von 22 ha 4,5 Arbeitsplätz pro Hektar. Wir haben anhand von Firmenansiedlungen in unmittelbarer Nähe pro Hektar 296 Arbeitsplätze errechnet.
Unser Fazit: Durch eine Nutzung als Industrieansiedlungsfläche würden dort 66mal so viel Arbeitsplätze entstehen wie im geplanten Containerterminal.
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7. Gibt es Alternativen für Containerterminal-Standorte?
Ja. Sowohl Duisburg als auch Neuss und Krefeld sind zumutbare Alternativen. Vom Krefelder Hafen hören wir, dass eine Güterbahntrasse bis zur polnischen Hauptstadt Warschau im Gespräch ist!
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8. Die Stadt und der Industriekreis lassen doch eine Machbarkeitsstudie erstellen- warum bringt sich die Bürgerinitiative da nicht ein und arbeitet mit?
Weil die Machbarkeitsstudie nicht prüft, ob der Containerterminal gebaut wird, sondern wie er zu machen ist. Was wir für unmachbar halten, wird dort für machbar dargestellt werden.
Dies gilt übrigens auch für die nach dem Naturschutzgesetz erforderliche Umweltverträglichkeitsprüfung. Hier wird nicht das Projekt an sich infrage gestellt, sondern Abmilderungen von Umweltstörungen empfohlen.
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9. Was erhoffen sich die Befürworter vom Containerterminal?
Eine Aufwertung der Stadt Düsseldorf, im Masterplan bezeichnet sie den Containerterminal als „Leuchtturmprojekt“. SPD und Gewerkschaft erhoffen sich neue Arbeitsplätze. Der Industriekreis und die Hafengesellschaft Neuss-Düsseldorf erhoffen sich Profite.
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10. Was erwarten wir Gegner des Projekts vom Containerterminal?
Eine Zerstörung unserer umliegenden Naherholungsgebiete, eine unzumutbare Lärmbelästigung, ein extremes LKW-Verkehrsaufkommen, gesundheitschädliche Immissionen, Störung der Nacht- Sonn- und Feiertagsruhe und zeitweise Sperrung der Nord-Süd-Verkehrsachse.